Schon der erste Satz führt in die Irre. „Die Künstliche Intelligenz entwickelt sich schnell“, heißt es in einem Mitte Februar veröffentlichten Weißbuch, in dem die EU-Kommission Strategien zur Förderung und gleichzeitigen Regulierung der Technologie vorgelegt hat. Neben den üblichen fabelhaften Versprechungen von besserer Medizin, effizienterer Landwirtschaft und natürlich auch der Lösung der Klimakrise, wird die zitierte Kernaussage nicht weiter infrage gestellt oder relativiert.
KI-Experten stöhnten daraufhin auf, vielleicht weil sie der Satz an eine unbequeme Wahrheit erinnerte. Denn auf dem Bereich der künstlichen Intelligenz werden momentan hauptsächlich deshalb so viele Fortschritte erzielt, weil immer größere Rechnerkapazitäten auf die zu lösenden Probleme angesetzt werden. Brute-Forcing nennt man das im IT-Fachjargon. Das Problem daran ist, dass diese Methode schrecklich ineffizient und unelegant ist. ….
Hier wie dort besteht das Problem darin, dass heutige KIs zwar enorm gut darin sind, Korrelationen zu erkennen, aber keine Ahnung von Ursache und Wirkung haben. Es gilt also, kausale Beweise in mathematische Formeln zu übersetzen.
Michael Moorstedt, sueddeutsche.de, 02.03.2020 (online)