Ob Mastodon aus seiner Nische hinauswachsen kann und zu einer echten Alternative werden wird, ist noch offen. Das hängt davon ab, ob die Software selbst userfreundlicher wird, etwa in Bezug auf ein konsistentes Interface oder besser designte mobile Apps. Aber auch staatliche Akteure sind hier gefragt. Die Europäische Union muss ihre Regulierungen, besonders die Datenschutzgrundverordnung oder den Digital Services Act, so auslegen oder gegebenenfalls anpassen, dass sie nichtkommerzielle Anbieter fördert.
Statt einfach weiter darauf zu setzen, dass der Markt es irgendwie regeln werde, müssen öffentliche Mittel in die Entwicklung der Software und den Betrieb von Instanzen gesteckt werden. Wenn etwa Universitäten ihren Studierenden und Mitarbeiter:innen nicht nur E-Mail-Adressen, sondern auch Mastodon-Accounts zur Verfügung stellen würden, würde das enorm in die Breite wirken. Gerade für Europa, das Gefahr läuft, technologisch abgehängt zu werden, bietet sich hier eine seltene Chance für eine eigenständige Entwicklung, die weltweit ausstrahlen kann.
Felix Stalder, monde-diplomatique.de, 09.03.2023 (online)