Was tun? Vielleicht hilft es, sich in Erinnerung zu rufen, dass „Fakten“ nichts Gegebenes sind – das sind allenfalls die „Daten“. Das lateinische Verb facere, woraus „Fakt“ sich ergibt, bedeutet „tun, handeln“. „Tatsachen“ sind etwas, was Menschen in ihrer Praxis, mit ihren Taten erst schaffen. Sie handeln, sie tun etwas, was ihnen dann in ihrem gesellschaftlichen Verkehr als „Fakt“ gelten mag – solange und insofern, wie entsprechende menschliche Praktiken als Wahrheitsmaßstab, als Kriterium der Geltung funktionieren.
Auch „manipulieren“ ist übrigens nichts Schlimmes, sondern bedeutet im Lateinischen nur „handhaben, eingreifen, eingreifend ändern“. Das machen wir natürlich alle, und das machen auch sämtliche Medien. Sie müssen es sogar tun, um Medienrealität zu schaffen. Sie wählen Themen, Quellen, Meinungen und Darstellungsformen aus, sie formulieren, sie redigieren. Entscheidend ist aber, gemäß welchen Maßstäben und Interessen Medienschaffende „manipulieren“. Also zum Beispiel: ob und inwiefern im Journalismus Sichtweisen als solche gekennzeichnet werden.
Sebastian Köhler, berliner-zeitung.de, 08.06.2024 (online)