Teile des öffentlich-rechtlichen Systems haben die Haltung: Wir sind dadurch legitimiert, dass wir da sind. Da ist auch was dran, denn mit vielen grundsätzlichen kommunikativen Beiträgen lässt die öffentlich-rechtliche Infrastruktur ein öffentliches Zeitgespräch zustande kommen. Das wird aber von allen Beteiligten fast unreflektiert vorausgesetzt. Und das reicht eben nicht mehr, wenn man von so vielen Seiten infrage gestellt wird. Die Öffentlich-Rechtlichen müssten sich also die Frage stellen: Wie können wir heute – zumal in einer veränderten Medienwelt – begründen, warum es uns gibt? Heute greifen die alten Narrative nicht mehr. Die stammen aus der Zeit, als wir Frequenzknappheit hatten und eine öffentlich-rechtliche Struktur schaffen mussten, die sowohl staatsfern als auch marktfern ist. Später kamen die Urteile des Bundesverfassungsgerichts, die darauf abhoben, dass man den Bürger schützen muss vor der Überwältigung durch das Bild.
Carsten Brosda, turi2.de, 08.07.2023 (online)