Die Grundkonstellation ist unaufwendig: Ein süß-verschrobener Mann hat zwei Leidenschaften: Fahrräder und seinen frechen und verfressenen Kater. […]
Denn die Hauptattraktion der Hörspiele ist zwar die komisch-kabbelnde Interaktion zwischen dem naiven Figarino und dem lebensklugen Long John. Aber die spielerische Vermittlung von Wissen, das Neugierdewecken auf nicht unmittelbar kindgerechte Inhalte macht „Figarinos Fahrradladen“ wohl einzigartig unter den Kinderformaten. […]
Es scheint so zu sein, dass diese Hörspiele eben deswegen kindgerecht sind, weil sie die Latte nicht auf ein letztlich fiktives Niveau senken, sondern ihr Publikum spielerisch ermuntern: „Hey, spring doch hier mal drüber.“
Wenn Leute, die sich pädagogisch mit Gaming befassen, Eltern immer wieder dazu auffordern, an der Spielerfahrung ihrer Kinder teilzunehmen, dann zeichnet dem entsprechend „Figarinos Fahrradladen“ aus, dass ich selbst inzwischen meine Tochter frage, ob sie mal im MDR- oder ARD Hörspiel-Podcast nachschauen könnte, ob es eine neue Folge gibt, die wir dann zusammen anhören: Was Gemeinschafts- und Erfolgserlebnis stiftet – das, was ich hören will, interessiert auch meine Eltern, ich bin gar nicht so beziehungsweise nicht ganz allein klein. […]
Dass dies gelingt, ist das Verdienst der Autorin Franziska Anna Opitz-Karg. „Figarinos Fahrradladen“, sagt sie, „ist zwar ein Kinderpodcast, aber sicher auch für Erwachsene unterhaltsam. Es sind ja oft auch Andeutungen dabei, die eher Erwachsene verstehen.
Die Hoffnung auf der Heimfahrt von Halle ist, dass der MDR konsequent auf allen Hierarchieebenen erkennt und in Wertschätzung umsetzt, dass er hier ein Juwel vorliegen hat – und Juwelen muss man pflegen, damit sie ihren Glanz behalten.
Ambros Waibel, taz.de, 05.06.2023 (online)