Natürlich möchte niemand beleidigt werden. Aber die ständige Klage über unsere angeblich verrohte Debattenkultur verharmlost die echten gesellschaftlichen Konflikte hinter den harten Auseinandersetzungen. […]
Natürlich möchte niemand beleidigt werden. Aber die ständige Klage über unsere angeblich verrohte Debattenkultur verharmlost die echten gesellschaftlichen Konflikte hinter den harten Auseinandersetzungen. […]
In dieser Vorstellungswelt gibt es keine Verteilungskämpfe um Ressourcen und Macht, keine widersprüchlichen Interessen, kein hasserfülltes gruppenbezogenes Verdrängungsbedürfnis – es gibt nur viele verschiedene Meinungen, die gehört und mit Respekt behandelt werden müssen. […]
Die gemütliche Vorstellung, dass Demokratien Orte sind, an denen man sich fetzt, dann aber hoffentlich auch wieder verträgt, ist zu einem journalistischen Glaubenssatz geworden, der vor allem dazu beiträgt, die harten Konflikte zu verharmlosen, die ständig in unserer Gesellschaft brodeln. […]
Man sollte […] die Forderung nach einem zivilisierten Umgang als gesellschaftliches Allheilmittel aufgeben und stattdessen die Konflikte analysieren, die hinter den Kulissen des Debattentheaters liegen.
Johannes Franzen, uebermedien.de, 20.01.2025 (online)