Die Mayday in den Dortmunder Westfalenhallen feiert mit etwas Verspätung ihren 30. Geburtstag. Es erscheint heute seltsam: Dortmunds traditionsreichste Veranstaltung für elektronische Musik hat ihren Ursprung im Osten der Republik. 1991 war es, als der DDR-Jugendradiosender DT64 vor dem Aus stand. Der hatte sich in der aufkeimenden Techno-Szene großer Beliebtheit erfreut, war er doch der erste Sender überhaupt in Deutschland, der regelmäßige Genre-Shows im Programm hatte.
Nach der Wende passte DT64 aber nicht mehr ins Sendeschema der neu aufgebauten Rundfunklandschaft. Die Lenz-Brüder Fabian und Maximilian, besser bekannt unter ihren Künstlernamen DJ Dick und Westbam, hatten die Idee zu einer Solidaritätsveranstaltung und betitelten diese passend als Mayday (zu deutsch: Notruf). 5000 Menschen tanzten am 14. Dezember 1991 in einer Halle in Berlin-Weißensee bis in die Morgenstunden. Gebracht hat es wenig – im Mai 1993 war DT64 Geschichte. Als Jugendradio dient seitdem MDR Sputnik.
Was aber blieb, war die Mayday. Die reiste zunächst durchs Bundesgebiet, fand in den Wintermonaten vorübergehend eine Heimat in Köln, Frankfurt und Berlin.
Patrick Friedland, Westfälische Rundschau, 22.4.2022 (online)