Instruktiv ist in diesem Kontext ein Beitrag Rudi Dutschkes, der im Frühjahr 1967 in der Zeitschrift „Pardon“ erschienen ist und nun nachgedruckt wurde in dem Buch „Teuflische Jahre. Pardon. Die deutsche satirische Monatsschrift 1962-1982“. Hier handelt es sich wiederum um ein Buch zur Ausstellung (die am Wochenende im Caricatura-Museum in Frankfurt eröffnet wurde).
Dutschke also schrieb (unter der Oberüberschrift „Wer hat Angst vor Axel Springer?“): „In der Bundesrepublik und besonders in Westberlin beherrscht der Springer-Konzern die Massenzeitungen, die immer noch bedeutendste Indoktrinierungsebene. Der Konzern entfaltet seit langer Zeit im Interesse der bestehenden Ordnung eine etatmäßige Verhetzung aller Kräfte, die das Freund-Feind-Schema der Meinungsmacher nicht akzeptieren wollen.“
Die „bedeutendste Indoktrinierungsebene“ sind gedruckte „Massenzeitungen“ mittlerweile nicht mehr, aber es gibt noch eine wesentlich interessantere Veränderung. Springer agiert heute ja nicht mehr „im Interesse der bestehenden Ordnung“, sondern um diese (mindestens) zu destabilisieren.
René Martens, MDR Altpapier, 17.10.2022 (online)