Der Journalismus kann sein Geld nur dann mit Misstrauen verdienen, wenn er selbst Vertrauen genießt. Demokratien weisen dabei stets geringere Vertrauenswerte auf als Autokratien. Wo nahezu alle Menschen angeben, den Medien zu vertrauen, sollte man sich nicht freuen, sondern alarmiert sein. Eine gewisse Skepsis ist Ausdruck von Medienkompetenz und Bildungsniveau; die Demokratie hat das Misstrauen durch die Gewaltenteilung institutionalisiert. Problematisch wird Misstrauen, wenn es die Unabhängigkeit und damit die Funktionsfähigkeit des Journalismus untergräbt; wenn politische Propaganda journalistische Arbeit systematisch delegitimiert; wenn Reporter angegriffen und Redakteure bedroht werden.
Barbara Hans, journalist.de, 20.1.2021 (online)