Zitiert: Geschwätz von der „Diktatur der Virologen“

Das zurzeit grassierende Gerede von der „Diktatur der Virologen“ gleicht älterem Geschwätz von der Schuld der Physik an der Atombombe. So funktionieren Ausreden für Leute, die schlechte Politik zugelassen (oder sogar, in nicht diktatorischen Gesellschaften: gewählt) haben und bei schlechter Wirtschaft einkaufen gehen (nicht die Lebensmittelchemie ernährt die Leute ungesund, das tun sie selbst, weil sie Konzernwerbung schlucken).

Wer die theoretische Fahrprüfung besteht, müsste auch die Grundsachverhalte der Statistik, Mikrobiologie oder Umweltchemie verstehen. Wer in einem Staat lebt, in dem der Führerschein verbreiteter ist als überlebenswichtige Kenntnisse, duldet das Falsche. Wo Leute darüber faseln, „5G-Handystrahlen“ seien Epidemiekatalysatoren, aber nicht wissen, welcher reale Industriedreck aus dem Supermarkt das Immunsystem schon von Kindern schwächt, ist Demokratie Schwindel, Show oder Selbstbetrug, selbst wenn die Unbedarften dreimal am Tag abstimmen oder auf jedem Autobahnkreuz jederzeit demonstrieren dürfen.

Ob jemand Menschen zum Kaufen, Arbeiten und Anklicken von Quatsch anleiten kann, während sie nicht wissen, wie ihnen geschieht, ist keine Frage der Forschung oder der Medien, sondern eine der Macht.

Dietmar Dath, FAZ, 25.04.2020, (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)