Die gedankenlose Verwendung in vielen Medien und der etablierten Politik dient vorrangig der Verharmlosung, ja Verniedlichung der AfD. Es ist eine Nebel-Formel ohne Konturen, ohne Kriterien, in die jeder was anderes hineindeutet. Und beim Publikum kommt die Botschaft an:
„Rechtspopulistisch“, das hört sich nicht dramatisch an. Also: ein komplettes Versagen, um die Gefährlichkeit nur ansatzweise zu kennzeichnen. Ich verwende einen anderen Begriff, der klare Kennzeichnungen enthält, aber auch nicht „flutschig“ wie „Rechtspopulismus“ daher kommt, sondern sperrig. […]
Was zeichnet einen „Autoritären Nationalradikalismus“ aus, den Sie bei der AfD ausmachen?
Der Begriff hat drei Bestandteile. Das Autoritäre fokussiert das angezielte Gesellschaftsmodell mit traditionellen Lebensformen, rigider Führung, starken Hierarchien, ethnischer Homogenität und das Agieren mit Freund-Feindbildern.
Das Nationalistische betont die Überlegenheit der deutschen Kultur, fordert eine neue „deutsche“ Geschichtsschreibung, erhebt den Anspruch „Deutschland zuerst“ und präferiert vor allem „Deutsch-Sein“ als Identitätsanker, womit gleichzeitig eine Ausgrenzungspolitik gegen die verbunden wird, die nicht dazu gehören sollen.
Das Radikale besteht in rabiater Kommunikation und Mobilisierung, die durchzogen ist von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wobei Mäßigung als Schwäche verstanden wird.
Dies ist die Erfolgsspur der AfD, um Normalisierungsgewinne zu erzielen und in gesellschaftliche und politische Institutionen einzudringen, um sie zu destabilisieren.
Wilhelm Heitmeyer, Telepolis, 12.08.2023 (online)