Die Gleichschaltung der Medien wird von kriegführenden Staaten angestrebt, auch damit solche Gedanken nicht öffentlich geäußert werden können. Stattdessen Propaganda, und die Propaganda muss immer eines versuchen: die Beziehung zwischen Leben und Tod des Einzelnen und den staatlichen und militärischen Entscheidungen, die alle falsch sein können, zu verwischen, sie im Denken auszulöschen.
Stattdessen dann: der besondere Opfermut, der Heldentod, die unschuldigen zivilen Opfer, die den Kampfeswillen anfachen sollen. Stattdessen: die Überhöhung zu einem Kampf zwischen Gut und Böse, der konkret doch der zwischen Soldaten auf dem Schlachtfeld ist. Stattdessen: der Endsieg, die Ausrichtung auf einen Sieg, der nur in der Vernichtung des Gegners bestehen kann, die totale Kapitulation des Feindes. Und eines Tages wird dann doch verhandelt. Womöglich auch über Gebietsabtretungen, über die Brücke, die es unbedingt zu halten galt. Bis zur letzten Patrone, bis zum letzten Mann.
„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ So Clausewitz in seinem berühmten Buch „Vom Kriege“, und zu ergänzen wäre hier: Krieg bleibt Politik, er endet wieder in Politik. Und anzumerken wäre noch: Dass am Ende eines dritten, mit Nuklearwaffen ausgetragenen Krieges keine Politik mehr zu machen wäre. „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“
So Clausewitz, und das mag gelingen oder nicht gelingen, und zu ergänzen wäre hier: Dass es auch dann, wenn alle Schlachten siegreich geschlagen sind, nicht immer möglich ist, dem Gegner den eigenen Willen aufzuzwingen. Anzumerken wäre: Dass man nicht nur den Krieg, sondern auch den Frieden gewinnen muss. Auf den Willen kommt es entscheidend an.
Florian Havemann, berliner-zeitung.de, 13.11.2022 (online)