Was haben wir – Freundinnen und Kolleginnen ebenso wie so mancher Mann – wirklich in den vergangenen Jahrzehnten erreicht? Nach fast fünf Jahrzehnten, in denen wir alles versucht haben, um Teilhabe, Gerechtigkeit unter den Geschlechtern und Lohnparität voranzubringen, komme ich mehr und mehr zu dem Schluss: zu wenig. […]
Mir war damals schon klar: Erst wenn deutlich mehr Frauen in Spitzenjobs kommen, wird mit solchem Gebaren wirklich Schluss sein. Als ich 2016 als RBB-Intendantin aufhörte, arbeiteten 43 Prozent Frauen in Führungspositionen – mehr als doppelt so viele wie bei der Senderfusion 2003. Bis dahin war es ein weiter, anstrengender Weg, den zum Glück viele unterstützt haben. Auch Männer. […]
Denn zur Wahrheit gehört auch: Als Intendantin habe ich Jahr für Jahr mit den Volontärinnen und Volontären (jeweils gleich viele Männer wie Frauen) über gerechte Aufteilung von Familien- und Berufsarbeit gesprochen. Danach immer auch ein Privatissimum mit den jungen Frauen. […]
Und dann war es immer dasselbe: Zehn Jahre später waren 80 Prozent der Männer feste freie Mitarbeiter, Ressortleiter, Reporter, Redakteure. Von den Frauen waren noch etwa 20 Prozent an Bord. In den 40 Jahren, die ich überblicke, hat sich daran leider kaum etwas geändert. Dagegen kam ich auch als Intendantin nicht an.
Dagmar Reim, sueddeutsche.de, 26.01.2024 (online)