Muss man, um womöglich preiswürdige Inhalte anzusehen, die aus dem Rundfunkbeitrag bezahlt wurden, auch noch ein Konto beim Top-Datenkraken anlegen? Auch das bei jungen Zielgruppen populäre Netzwerk Instagram zu bespielen, mag aus Sendersicht nötig bis in Ordnung sein. Und eingespielte Kompromisslösungen gibt es ja: Funk, das fernsehunabhängige gemeinsame Jugendangebot von ARD und ZDF, erreicht den größten Teil seines Publikums via YouTube, Instagram oder Snapchat. „Da wir niemanden auf Drittplattformen oder soziale Medien drängen möchten, sind alle Videos unserer Formate aber auch […] in einem eigenen Player auf der ‘WebApp’ von Funk verfügbar“, heißt es auf funk.net/transparenz. Das Zitat spiegelt schön, wie unterschiedlich unterschiedliche Internet-Generationen ticken: „WebApp“ meint das eigentliche Internet, also in die in jedem Browser aufrufbare Internet-Adresse funk.net. … Welche laufende Entwicklung das Inhalte-Ausspielen auf „Drittplattformen“ sowohl leichter als auch schwieriger macht: Es werden mehr. Leichter macht es die Sache, weil einzelne Plattformen schwerer monopolähnlichen Status gewinnen können. Schwieriger wird es, weil jede Plattform eigene Mechanismen entwickelt und eine eigene Sprache erfordert. …. Die Plattformen werden mehr. Ihre nicht nur intransparenten, sondern auf streng geschäftsgeheimen Algorithmen basierenden Regeln verändern sie laufend, auch im Wettbewerb miteinander (wie überhaupt mit allen Medien). Die öffentlich-rechtlichen Medien, die das (durch die Coronakrise noch viel größer gewordene) Privileg sicherer Rundfunkbeitragseinnahmen genießen, müssen dringend Wege finden, damit sinnvoll und im Interesse aller ihrer Beitragszahler umzugehen.
Christian Bartels, medienkorrespondenz.de, 24. 04.2020 (online)