Zitiert: Hätten wir mehr Vorwissen, würden wir uns für Burkina Faso interessieren

Nachrichten prägen unsere Meinung von der Welt. Jede:r hat Vorurteile, das ist erst mal völlig normal. Doch einseitige Berichterstattung kann sie verstärken. Bei immer gleichen Perspektiven auf den Globalen Süden – Armut, Konflikt, Migration – schalten die Leute ab. Stattdessen sollten wir versuchen, andere Länder und Menschen nuanciert darzustellen. Ich glaube, wenn man mehr über den kulturellen und politischen Kontext dieser Regionen weiß, wird man automatisch neugieriger und auch empathischer. […]

Ich bin zum Beispiel oft unzufrieden darüber, wie einseitig die Leitmedien über kurdisches Leben in Deutschland berichten (Anm. d. R.: Sham Jaff ist im kurdischen Teil des Iraks geboren). Es leben schätzungsweise eine Million Kurd:innen hier, trotzdem wissen die meisten gar nicht, dass Kurd:innen verschiedene Sprachen wie Sorani und Kurmanci sprechen, verschiedene Religionen haben oder Newroz, das kurdische Neujahrsfest, feiern. Stattdessen geht es nur darum, ob das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in Deutschland verboten und als Terrororganisation eingestuft ist, aufgehoben werden soll oder nicht. […]

In den Redaktionen heißt es: „Wir nehmen nicht noch mal Burkina Faso, das interessiert die Leute nicht.“ Kann sein, aber warum interessiert das niemanden? Weil die Menschen in Deutschland nichts über dieses Land wissen, weil sie in der Schule nichts über diese Region gelernt haben oder weil es nur negative Berichterstattung gibt und man dann keinen Bock mehr auf diese Nachrichten von dort hat. Hätten wir mehr Vorwissen, würden uns auch Nachrichten aus Burkina Faso interessieren. […]

Ich würde mir wünschen, dass etablierte Medien alte Strukturen aufbrechen und flexibler gestalten. Die öffentlich-rechtlichen Medien finanzieren zum Beispiel nur Filme, die einen Bezug zu Deutschland haben. Dabei muss man nur einmal auf Netflix schauen, und man sieht, dass es da Produktionen wie „Squid Game“ gibt, die uns andere Kulturen näherbringen und in Deutschland extrem populär sind. Das Interesse ist also bereits da.

Sham Jaff, fluter.de, 03.01.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)