Besonders hart ins Gericht mit dem RBB gehen derzeit die anderen Rundfunkanstalten der ARD – denn für die ist der Korruptionsskandal ein hochgefährliches Kontaktgift. Die Rundfunkhäuser suchen ihr Heil in der hektisch eingenommenen Distanz zum Korruptionssumpf der Schwesteranstalt, um nicht selbst ins Fadenkreuz zu geraten. …
Der RBB soll aussehen wie der enttarnte kriminelle Schelm im Kreise einer sonst blütenrein bewesteten Tafelrunde mit Heiligenschein. Die verlorene Tochter einer frommen Familie. …
Der RBB muss Transparenz schaffen, heißt es derzeit schrill. Doch warum nur der? „Erhebliche Transparenzdefizite“ gab es wohl laut KEF auch beim abermillionenschweren Neubau des WDR in Köln, bei dem die Kosten explodierten. Aber warum jetzt den Finger in eine einzelne Wunde legen, wo das Problem wahrscheinlich deutlich größer ist? Hier einfach mal eine großspurige Behauptung: Sollten sich die derzeit lupenreines Wasser predigenden ARD-Anstalten der so eilig für den RBB geforderten peinlich-gnadenlosen Leibesvisitation in allen relevanten Bereichen ebenfalls unterziehen, würde sicherlich der eine oder andere Weinschlauch zum Vorschein kommen. …
Die einzig aufrichtige Schlussfolgerung aus dem RBB-Skandal ist dementsprechend, allen Öffentlich-Rechtlichen die Fragen zu stellen, die man dort zu gerne beim RBB belassen würde – und auf mehr als Lippenbekenntnisse zu bestehen. Nur so können die Anstalten beweisen, dass sie nicht lediglich Schadensbegrenzung betreiben wollen, sondern ein Interesse daran haben, das System öffentlich-rechtlicher Rundfunk zukunftsfähig zu machen.
Richard W. Schaber, digitalfernsehen.de, 21.8.2022 (online)