Zitiert: In der westlichen Presse herrschte Schubladendenken

Natürlich reagieren unsere Gesellschaften und die Regierungen auch auf das, was wir Medien schreiben. Wenn es fehlerhaft ist, hat das Konsequenzen, die das ganze afghanische Volk betreffen. […] Während der 20 Einsatzjahre haben wir mit den immer gleichen Aktivistinnen aus der Zivilgesellschaft oder Politikerinnen und Politikern gesprochen, die alle sehr gut Englisch sprachen. Wenn ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Guestbooking über die Buchung von Gästen für Sendungen spreche, dann ist eine der ersten Fragen: Sprechen die Englisch? Es kam nur eine Gruppe von Menschen zu Wort, eine sehr gebildete, die mit der Zeit gelernt hat, das zu sagen, was im Westen erwartet wurde. Die afghanischen Politikerinnen etwa wussten sehr genau, was sie sagen mussten. Wenn die Kamera aus war, haben sie mir hingegen oft gesagt: Du weißt ja, die wollen das hören. […]

In der westlichen Presse herrschte Schubladendenken: Afghanische Männer waren die unzivilisierten Bösen und afghanische Frauen die armen Opfer. Es gab Heldinnengeschichten über einzelne starke Frauen, die sich widersetzen konnten. Aber das natürlich nur nach den Werten und den Zielen, die der Westen vorgab.

Waslat Hasrat-Nazimi, sueddeutsche.de, 13.11.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)