Die TV-Nachrichtensender haben im letzten halben Jahrzehnt ihr Alleinstellungsmerkmal – kurze Newsbeiträge mit Bildern und längere Direkt-Berichterstattung – verloren. Zeitungen und Zeitschriften sind online zu halben Nachrichtensendern geworden. Vor kurzem konnte man die Anhörung Mark Zuckerbergs vor dem amerikanischen Kongress wegen der Cambridge-Analytica-Affäre auf dem YouTube-Account des Guardian live verfolgen.
Onlineartikel werden zunehmend von Bildbeiträgen begleitet, die hinsichtlich Qualität und thematischer Übereinstimmung mit dem Text oftmals eine erstaunliche Diskrepanz aufweisen. Ihr einziges Ziel scheint häufig zu sein, werberelevante Klicks zu generieren und das Abspielen eines zwanzigsekündigen Werbespots zu erlauben. Dass der Filmbeitrag das Geschriebene inhaltlich erweitert oder gar abhängt, ist eher die Ausnahme. Umgekehrtes kommt auch vor: aus Agenturmeldungen im Akkord zusammengeschusterte Texte, die „sensationellen“ Bildern eine dünne Buchstabenhülle und den Anschein der Schrift-Autorität verleihen.
Matt Aufderhorst, Lettre Internationa“, Ausgabe Sommer 2018 (S. 125 bis 128), zitiert nach medienkorrespondenz.de (online)