Die Fifa schüttet 2023 mit 110 Millionen Dollar so viel Preisgeld an die Frauen aus wie noch nie, von 2026/27 an soll es bei den Prämien keinen Unterschied mehr zu den Männern geben. Dieser Verband schwimmt im Geld, bis 2026 will Infantino den Umsatz auf elf Milliarden Dollar erhöhen. Es könnten also ohne Probleme angemessene, sogar üppige Mittel auch aus dem überhitzten Männerfußball in die Frauensparte fließen. Stattdessen nimmt der Fifa-Chef die Medien (respektive Gebührenzahler) in die Pflicht, zur „schnelleren Entwicklung und Förderung“ des Frauenfußballs beizutragen. Dabei ist genau das die originäre Aufgabe seiner Organisation. […]
Den Wert der Frauen-WM hat der Verband selbst über Jahrzehnte gedrückt – und er drückt ihn auch jetzt mit jedem weiteren Tag, an dem weder Sender noch mögliche Werbekunden planen können. So zerstört Infantino das Momentum, statt es zu nutzen. Was er übersieht: Ein Blackout in den europäischen Kernmärkten würde zeigen, wie egal ihm der Frauenfußball letztlich ist – und dass es nur um Geld und Macht ging. Leidtragende wären jene, die eigentlich profitieren sollten: die Spielerinnen.
Anna Dreher, sueddeutsche.de, 12.05.2023 (online)