Zitiert: Influencerjournalisten

Statt über die Mächtigen zu berichten, wäre es eben schön, wenn ihr Glanz auf einen selbst abfärbt. Deswegen hat sich bei diesen Influencerjournalisten die Unart etabliert, bei Sommerfesten, Staatsempfängen und am Rande von internationalen Gipfeln, Politiker nach Selfies zu fragen. Diese sind, trotz ihrer unvorteilhaften Winkel – mehr Doppelkinn als Haare – nicht für den Familienchat bestimmt, sondern für die eigenen Social-Media-Profile. Was man damit sagen möchte: Guckt, ich bin wichtig, Macron steht neben mir. Was man damit eigentlich sagt: Ich kuschle mit Politikern.

Klug ist das nicht. Insbesondere, wenn die aktuelle Regierung so unbeliebt wie keine zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik ist und das Vertrauen in die Medien stetig sinkt. Die Berliner Selfie-Journalisten tragen ihren Anteil daran. Sie halten sich als vierte Gewalt für die Chronisten und Retter der Demokratie und merken nicht, wie sehr sie der Glaubwürdigkeit der Medien und damit der Demokratie schaden.

Franziska Zimmerer, welt.de, 25.07.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)