Strukturen neigen dazu, sich selbst zu erhalten. Und das ist ein Problem für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Als ich das zum ersten Mal aufschrieb, war ich Junior-Redakteurin, was so etwa acht Jahre her sein dürfte. Damals durfte ich auf eine öffentlich-rechtliche interne Tagung mit, wo sich Leute aller Sendeanstalten zusammenfanden, um über Onlineentwicklung zu sprechen. Ich war so aufgeregt, so enthusiastisch – und wurde dann enorm enttäuscht.
Im Raum fanden sich lauter kluge Leute mit vielen guten Ideen, mit Herzblut für ihre Inhalte und Formate. Aber schnell zeigte sich ein fundamentales Problem: Wollen allein ändert nichts. Man muss auch machen können. Und genau das verhinderten die Strukturen oft. Alles musste irgendwie im vorhandenen System funktionieren, mehr Geld und mehr Leute gab es nicht, und irgendwas Altes aufgeben, einen disruptiven Moment, den würde es nirgendwo geben. Allenfalls ein Klein-Klein, hier und da mal was. Für tolle Ideen war buchstäblich kaum Platz in diesem engen Korsett. […]
Machtbereiche von Redaktionen dürfen Veränderungen nicht im Weg stehen, Verantwortlichkeiten müssen Aufgaben folgen – nicht Aufgaben bestehenden Verantwortlichkeiten zugeordnet werden. Workflows müssen überprüft werden. Wer macht was, und ist das so noch zeitgemäß? Funktioniert das überhaupt zuverlässig? Wie erzählen wir Inhalte so, dass das Publikum etwas davon hat? Welches Publikum überhaupt, wen wollen wir erreichen? Wie holen wir die Leute ab?
Ann-Kathrin Büüsker , sueddeutsche.de, 14.08.2024 (online)