Friedrich Merz hat neulich einen bösen Witz gemacht. Er zeigte auf dem Parteitag auf die akkreditierten 58 Redakteure des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und stellte ihnen in Aussicht, sich bald mal intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Gut, wie will er das anstellen? Mit Anti-Gender-Crashkursen im Rundfunkrat? Andererseits: Merz hat ja auch recht mit seinem listigen Würgegriff, denn in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wie auch anderen klassischen Medien wird seit Jahren mit Hingabe an der Ruinierung des Kulturbegriffs gearbeitet wie auch an der stumpfen Verschlagwortung der Sprache, damit all dies in die möglichst knusprige Präsentation von Regionalem, Mitgefühl to go und Folklore reinpasst, plus quer durch alle Sender und Seiten Lebenshilfe aller Art: Bin ich auch dick noch schön?
Hilmar Klute, sueddeutsche.de, 20.9.2022 (online)