Weniger Witz wagen? Über meinen Text über das Julia-Ruhs-Porträt im „Spiegel“ und das Risiko von Ironie in einer polarisierten, kontextlosen Welt.
Der Fehler ist natürlich, überhaupt von Ironie Gebrauch zu machen. Journalistenlehrer warnen eindringlich vor ihren Gefahren. Wolf Schneider und Paul-Josef Raue etwa schrieben in ihrem Standardwerk „Handbuch des Journalismus“, dass „die Zahl der Redakteure, die Ironie mögen, leider viel größer ist als die Zahl der Leser, die sie verstehen. So bleibt die Ironie eine Quelle von Missverständnissen. Schon [der Schriftsteller] Jean Paul schlug ein ‚Ironiezeichen‘ vor – aber wahrscheinlich ironisch.“ […]
Und hier potenziert sich das Risiko beim Einsatz von Ironie durch die neuen Mechanismen der sozialen Medien: durch ihre gnadenlose Aufmerksamkeitslogik und durch die vielfältigen Möglichkeiten, Inhalte ihrer Zusammenhänge zu berauben.
Stefan Niggemeier, Übermedien, 29.08.2025 (online)

