Denn die Symbolik ist natürlich gewichtig: Der reichste Mann der Welt wirbt in einer deutschen Tageszeitung für eine rechte Partei. Ist das also ein gefährlicher „Tabubruch“, wie in mehreren Medien zu lesen ist?
Mich überzeugt diese drastische Einordnung nicht – auch wenn ich die Veröffentlichung für ein redaktionelles Armutszeugnis und einen Fehler halte. Ich glaube aber, dass es schlicht kein entsprechendes Tabu mehr gibt, das dabei gebrochen werden könnte. Der Verlockung, mit Gastbeiträgen großer Namen vermeintliche Relevanz ins Blatt zu holen und dabei auch auf inhaltliche Substanz zu verzichten, erliegen Medien regelmäßig. Und das gilt in vereinzelten Extremfällen auch für Positionen, die eindeutig demokratie- und menschenfeindlich sind. […]
Speziell mit Blick auf Elon Musk könnte man zudem mit einigem Frust feststellen, dass die „Welt“ hier einfach auf die Spitze getrieben hat, was andere Medien täglich tun: Sie überhöhen jede Äußerung und jeden X-Post des Milliardärs zur veröffentlichungswürdigen Meldung und tragen somit selbst zur künstlichen Relevanzsteigerung dieses Pseudo-Genies und seiner kruden Thesen bei.
Alexander Graf, Übermedien-Newsletter, 04.01.2025 (online)