Zitiert: Ist die umstrittene Texttafel wirklich eine Warnung?

Oder doch eher eine ‚Einordnung‘, wie sie der WDR verstanden wissen will? Sie ist beides. Als Einordnung bedeutet sie nichts weiter als: ‚Wir wissen, was wir hier tun, tun es aber trotzdem!‘ Wir verfälschen also nicht diesen ‚Teil der Fernsehgeschichte‘, den wir hüten, sondern strahlen ihn aus – im Bewusstsein, das gewisse Passagen ‚als diskriminierend erachtet werden‘.

Erst dieser Satz, übrigens in distanzierender Passivkonstruktion, enthält die eigentliche Warnung – verstanden als Vorhersage eines möglichen Schadens. Wer auch immer sich diskriminiert fühlen könnte, sollte das vorher wissen. Weil er oder sie davon einfach nicht auch noch vor dem Fernseher blöd angequatscht werden will, weil er oder sie vielleicht ein Kind ist. Und das wäre er auch schon, der ‚woke‘ Kern der kompletten Affäre. Schlichte Höflichkeit. […]

Mit Wokeness als kulturellem Kampfbegriff hat das nichts zu tun. Wer Kuchen verkauft, weist aus Rücksicht auf Allergiker darauf hin, welche Stücke ‚Spuren von Nüssen‘ enthalten können – ohne den Verkauf von Kuchen generell einzustellen oder seinen Verzehr zu verurteilen. Wen die Warnung nicht betrifft, der mag unbeschwert losfuttern. Und wen die Warnung vor Otto oder ‚Schmidteinander‘ nicht betrifft, der mag die drei Sekunden aushalten und sich danach amüsieren. Der Witz ist, dass die Warnung eine minimale Rücksicht gegenüber jenen bedeutet, die man in unserer Gesellschaft ‚marginalisierte Minderheiten‘ nennt. Mich geht diese Warnung nichts an. Als Unbetrofffener nehme ich sie interessiert und mit Wohlwollen zur Kenntnis.

Arno Frank zitiert im MDR Altpapier, 22.08.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)