Ist doch schön, so hat nun jeder seine Bubble. Doch die Lager sind heute so derart polarisiert, dass ein liberal-demokratisches Milieu auf Bluesky viel zu schnell vergisst, wie viele „die anderen“ heute sind, wie groß deren Ablehnung progressiver Positionen ist. Wer nur von seinesgleichen liest, bekommt ein gefährlich stark verzerrtes Bild der Meinungsrealität, merkt das aber nicht mehr.
Die Folge ist absehbar: Entwicklungen werden unterschätzt oder ganz übersehen. In der Vergangenheit waren viele von den Trump-Wahlen oder dem Brexit vor allem deshalb so überrascht, weil sie sich nur innerhalb ihrer eigenen Meinungsblase informiert hatten – schon aus „Mental Health“-Gründen. Doch wer verpasst, wie sich Stimmungen wandeln, verliert die Fähigkeit zur Intervention.
Christian Jakob, taz.de, 25.11.2024 (online)