Lange Zeit lag jede filmisch erzählte Geschichte in männlicher Hand. Eine interessante Frage an Maria Schrader, und die Erinnerung an einer ihre schönsten Filmrollen: Ob „Aimée und Jaguar“ (1999) von Max Färberböck, das die dramatische Liebesgeschichte zweier Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus erzählt, nicht eigentlich von einer Frau hätte gedreht werden müssen? Maria Schrader findet nicht: „Jeder sollte jede Geschichte erzählen können. Das ist auch Gleichberechtigung“. Schließlich habe nicht jede männliche Person den „Male gaze“ (männlicher Blick). Der Begriff beschreibt, wie männliche Filmemacher die Darstellung von weiblichen Charakteren umsetzen. Oft würden Frauen sexualisiert oder objektiviert. Im Umkehrschluss habe aber auch nicht jede Frau den feministischen Blick, „Female gaze“. Am Ende komme es auf eine Sensibilität und ein Verständnis für die Figur an, ergänzen die Filmemacherinnen.
Maria Schrader, sueddeutsche.de, 28.8.2023 (online)