Zitiert: Journalismus ist etwas Anderes, als abzubilden, was „die Menschen im Land bewegt

In einer Hinsicht hat das Büchlein aber durchaus Erkenntniswert, denn es führt vor Augen, wie wenig sich Redaktionen der eigenen politischen Rolle qua „Agenda-Setting“ bewusst zu sein scheinen. So vertreten unsere Talkmasterinnen und Talkmaster in mehreren zitierten Gesprächen die naive Ansicht, lediglich abzubilden, was „die Menschen im Land bewegt“. Im interessantesten Kapitel zeichnet der Autor detailliert nach, wie die Alternative für Deutschland über ihre verschiedenen Phasen hinweg das Format Talkshow für sich zu instrumentalisieren wusste.

Dass Talkshows gegen Rechtspopulismus so wehrlos scheinen, hat laut Weber mit einer strukturellen Verwandtschaft in Bezug auf Mobilisierung und Debattenlogik zu tun: „Was die Menschen im Land bewegt“, gehört in der Tat heute zur Legitimationsrhetorik von Parteien wie der AfD. Allerdings sind Talkshows sicher nicht die einzigen Medien, die auf Quote durch Eskalation setzen. Und sicher nicht die schlimmsten.

Oliver Jungen, faz.net, 18.12.2019 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)