Zitiert: Journalismus muss das Komplexe verständlich machen

Da werde ich schwerlich widersprechen. Was ich mir wünschen von den Medien, von Journalisten, also von politischen Menschen, ist, dass sie sich immer neu der Anstrengung unterziehen, die schwierigen politischen Entscheidungen in ihrer Schwierigkeit zu erklären. Die Komplexität eines Sachverhalts, einer Entscheidungssituation. Was spricht für diese Lösung? Was spricht gegen diese Lösung? Also gewissermaßen politische Komplexität ins Verständliche übersetzt, was aber häufig passiert, und das hat natürlich auch mit dem Tempo des Journalismus, mit der medialen Kongruenz zu tun, ist, dass genau das reduziert wird auf persönliche Konkurrenz, auf Skandalgeschichten. Der ist der Sieger, der ist der Verlierer. Das erklärt nicht zum Beispiel die Schwierigkeit mit dem Heizungsgesetz. Da kann ich auch sagen, da ist viel kommunikativ falsch gelaufen. Aber zunächst muss man doch erklären können Worum geht es denn der Sache nach da? Was ist die Lösung? A Was ist die Lösung? B Also das verständlich. So ist aber nur im Grunde Angst verbreitet worden und das ist alles saudumm gewesen. Und natürlich bestätigt das das kollektive Vorurteil Die sind dumm, die können es nicht und man hat nicht eine Sekunde sich beschäftigt mit der Schwierigkeit der Materie. Also diesen Wunsch habe ich schon immer gehabt. Politiker sollen verständlich reden, aber da das nicht immer ganz gelingt, haben auch Journalisten die Aufgabe, nicht nur Kritik zu üben. Selbstverständlich, sondern auch ins Verständliche zu übersetzen.

Wolfgang Thierse, Podcast Tagesanbruch, 11.05.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)