Der Journalismus, nicht nur der amerikanische, hat manchmal ein Problem mit der Augenhöhe. Sich nicht auf die Anliegen der kleinen Leute einzulassen, die Dinge von oben herab zu beschreiben oder sich nur am Rande für die Benachteiligung sozialer Randgruppen zu interessieren, halte ich für einen schwerwiegenden Fehler. Das ist der Grund für den Unmut vieler Bürger, der sich in den Lügenpresse-Skandierungen ausdrückt. Eine Aufgabe von Journalisten sollte nicht nur sein, politische Skandale zu enthüllen und Verfehlungen aufzudecken, sondern durch ihre Berichterstattung die individuellen Lebenschancen der Benachteiligten zu verbessern. Ich glaube, dass Journalisten dieses Ziel in den Zeiten der Medienkrise schlicht vergessen haben.
Stephan Weichert auf meedia.de, 07.11.2016 (Online)