Ich glaube, dass sich der Journalismus vor dem Hintergrund der ineinander verschlungenen Dauerkrisen und einer bedrohlichen Kurzsichtigkeit der politischen Klasse ändern sollte. Und dass er als unabhängige, kritische Instanz der Wahrnehmungskorrektur, als Ignoranz- und Verdrängungsblockade gesellschaftlich gebraucht wird wie selten zuvor. Kurz und knapp: Journalismus muss den Weg in die Zukunft neu und anders vorstellbar machen, aber nicht in edukativer, sondern in deliberativer Absicht. Sonst versagt er tatsächlich. Es geht nicht um Publikumserziehung und nicht um Aktivismus, sondern um den besser informierten Streit, den Diskurs mit Substanz, also um die alte, idealistische Idee von Aufklärung.
Bernhard Pörksen, MDR Altpapier, 11.03.2024 (online)