Eine andere Frage ist, was gesellschaftlich verloren geht durch die Strategieänderungen bei Gruner+Jahr. Es gibt jedenfalls auch ohne „Geo Wohllebens Welt“ an sich genügend Literatur über alle Kiefernarten und Gletschertypen. Sie steht, zum Beispiel, in öffentlichen Büchereien. Man kann sie mit einem Bibliotheksausweis sogar billiger rezipieren, als mit einem Zeitschriften-Abo. Was der Gesellschaft also nicht abhanden kommt dadurch, dass ein Magazin wie „Geo Wohllebens Welt“ einige Jahre nach dem Launch wieder eingestellt wird, sind Information, Wissen und Bildungsinhalte. Was sie aber sehr wohl verliert, sind eine marktgerechte Aufbereitung, die frei verfügbares Wissen attraktiv macht, und ein Wissensvertrieb, durch den Interessantes ins Haus geliefert wird. Der Journalistenberuf hat sich in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem vom Gatekeeper stärker zum Kurator entwickelt. Einige der vielen „Geo“-Produkte gehören zu diesen Wissens-Kuratoren, die Verfügbares leichter zugänglich machen. Vielleicht könnte man sie Gateopener nennen.
Klaus Raab, MDR Altpapier, 13.2.2023 (online)
Zitiert: Journalisten wurden vom Gatekeeper stärker zum Kurator