Seit den Rekordumfragen für die AfD hat die Berichterstattung über die Partei wieder Hochkonjunktur. Doch der Journalismus wirkt im Umgang mit Höcke, Weidel und Co unsicher. Im Bemühen um einen normalen Umgang werden redaktionell mitunter Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit ausgeblendet. Wie umgehen mit der AfD? „Für einige Leser ist die AfD inzwischen eine normale Partei. Für die Redaktion ist sie es nicht“, sagt Uwe Vetterick, Chefredakteur der Sächsischen Zeitung, im Interview. […]
Für die klassische Wahlberichterstattung über AfD-Kandidaten haben wir generell gelernt, Erzählformate zu wählen, die Einordnung und Widerspruch ermöglichen; also eher Porträt, Reportage, Interview – weniger Bericht. Überdies haben wir uns als Redaktion und Verlag zum Thema AfD auch gegenüber unseren Lesern positioniert. […]
Wir haben drei Ansätze. Der erste ist: Konfrontation gegenüber den Machern, den Anführern. Dies sind häufig Leute, die schon charakterlich nicht befähigt sind, andere Menschen zu führen. Schon gar nicht solche Massen, und erst recht nicht in Ämtern. Aus diesem Grund haben wir damals die kleinkriminelle Vergangenheit des Pegida-Gründers Lutz Bachmann recherchiert und beschrieben. Der zweite Ansatz ist: Differenzierter Umgang mit den Sympathisanten oder im Fall der AfD, deren Wählern. Meint, die Themen aufzunehmen, die diese Menschen so emotionalisieren: Energie, Migration, Ukraine. Allerdings ohne populistische Lösungsansätze zu bedienen. Es geht darum, zu widersprechen und zu widerlegen. Der dritte Ansatz: Wir unterstützen publizistisch gern diejenigen, die für eine freiheitliche und solidarische Gesellschaft eintreten. Gerade in Dresden und Sachsen.
Michael Kraske, journalist.de, 03.10.2023 (online)