Er ist ein anarcho-libertärer Denker, ein Aktivist, der mit technologischen und journalistischen Mitteln Wahrheiten in den öffentlichen Raum bringt. Herrschaft braucht aus seiner Sicht Verschwörung. Es gibt keine Herrschaft der wenigen über die vielen ohne Absprachen. Julian Assange hasst die Verschwörung der Mächtigen gegen die Mehrheitsgesellschaft. Für ihn sind Geheimnisse ein Verrat an der Demokratie. Und er hat sich vorgenommen, die Geheimnisse und die Verschwörung zu zerschlagen. Wenn die Informationen zwischen Verschwörern nicht mehr fließen, weil ihre Kanäle zerstört sind, werden Absprachen zwangsläufig weniger, da sie zu einem Risiko werden, bis sie schließlich (so die Hoffnung) gegen null gehen.
Milosz Matuschek, berliner-zeitung.de, 11.10.2020 (online)