Im Juni dieses Jahres wurde in Hamburg der Deutsche Sachbuchpreis verliehen. In der Jury saß kein einziger Ostdeutscher. Dirk Oschmann, der das erfolgreichste Sachbuch des Jahres geschrieben hat, war nicht mal nominiert.
Zur Jury des Deutschen Buchpreises, der in Kürze in Frankfurt am Main verliehen wird, gehören sieben Westdeutsche und ein Ostdeutscher, der allerdings 1981 im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie in den Westen umgesiedelt ist. Auf der Longlist standen drei Bücher über den Osten. Das eine wurde von Angelika Klüssendorf geschrieben und handelt von einem schweren Kinderleben in der DDR. Im zweiten, von Charlotte Gneuß, einer jungen Westdeutschen, verfasst, geht es um Republikflucht und Stasi-Verrat. Das dritte ist von Anne Rabe, der Autorin mit dem Nazi-Tweet über die ostdeutschen Männer. In ihrem Roman „Die Möglichkeit von Glück“ rechnet sie mit der DDR und der Nachwendezeit ab. Stasi, Jugendwerkhöfe, NSU, Amoklauf in Erfurt. Der Osten ist an allem schuld, das ist die Botschaft. Im Westen hört man das gern.
Das Preisgeschäft läuft so, auch das gehört zu den Erkenntnissen im Nachwendejahr 33. Gefeiert wird die richtige Haltung – Flucht-, Opfer-, Widerstandsgeschichten.
Anja Reich, berliner-zeitung.de, 2.10.2023 (online)