Die Handschrift, das Herzblut, das zur Tinte gerinnt, ist immer noch das Einzigartige. Dasselbe gilt für den literarischen Stil. Der Personalstil lebt von der Nuance, der kleinen Abweichung, dem Einfall und dem neuen überraschenden Detail. Welcher Deep Blue, welche DeepMinds sollten diese Nuancen vorherahnen? Anders als beim Schach oder Go gibt es kein festes Regelwerk. KIs aller Länder, vereinigt euch! Speist alle Texte der Weltliteratur ins sich selbst weiterwebende Netz. Speist immer ein! Und ihr kämt doch bei allem Chat-GPT nie auf das entscheidende Adjektiv bei Kafka oder Virginia Woolf, das nur sie finden konnte, auf den Rhythmus bei Heimito von Doderer, auf den quecksilbrigen Witz der Rahel Varnhagen, auf die Metapher bei Nabokov oder Proust. (Paid)
Zitiert: Kann künstliche Intelligenz bald schreiben wie Thomas Mann?
Michael Maar, sueddeutsche.de, 3.3.2023 (online)