Längst gibt es den Verdacht, dass die Entscheidungsträger in den öffentlich-rechtlichen Sendern – Bildungsauftrag hin oder her – gar keinen wirklichen Sinn mehr für die Kulturberichterstattung haben. Und da ist noch etwas. Sendungen, in denen auch einmal komplizierte Sätze fallen können, die mit Möglichkeitssinn, Selbstreflexionen, ästhetischen Erfahrungen und Perspektivierungen spielen, scheinen bei der Publikumsrundumbetütelung zu stören, die einem entgegenquillt, sobald man den Fernseher nur anschaltet. […]
Die auf dem Sofa Sitzenden werden „an die Hand genommen“, „begleitet“, „durchs Programm geführt“ und von kindlichen Jingles gestreichelt. Als anspruchsvoller Rezipient sehnt man sich geradezu nach Informationen und Sachlichkeit. Eben auch und gerade im Bereich der Kultur. Außerdem wäre eine Selbstreflexion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens über seine gesellschaftliche Rolle gerade derzeit unglaublich wichtig.
Dirk Knipphals, taz.de, 04.10.2024 (online)