Telegram ist ein Game Changer. Der Messengingdienst ist einzigartig. Dort strömen grafische und brutale Bilder vom Schlachtfeld mit begrenzter Moderation ein. Es geht nicht vorrangig um Likes und automatische Freigaben. Außerdem werden die Kanäle genutzt, um Spenden für den Krieg zu sammeln. Nicht Algorithmen sind hier an der Macht, sondern die Nutzer. Telegram könnte eine Rückkehr zu den „offenen“ Werten des Web 1.0 sein, doch stattdessen werden wir mit den Abgründen der Menschheit konfrontiert. Es ist die perfekte Waffe für alle Akteure, die psychologische Kriegsführung betreiben. […]
Gewaltvideos finden ihren Weg über das schwächste Glied in die globale Medienlandschaft. Sobald Inhalte auf einer Plattform mit genügend Nutzern eingedrungen sind, verbreiten sie sich weiter. Und Telegram ist das schwächste Glied in der heutigen Kriegsökologie. [..]
Die Plattformen wenden unterschiedliche Strategien bei der Moderation an, auch abhängig davon, aus welchem Land heraus sie agieren. Doch keine Plattform hat eine unfehlbare Methode, um das Teilen von Desinformation und Extremismus zu verhindern.
Andrew Hoskins, taz.de, 14.11.2023 (online)