Erstmals arbeiten öffentlich-rechtliche und private Medienhäuser an einer gemeinsamen digitalen Medien-Infrastruktur. Mit ARD, ZDF, RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 und der Deutschen Presse-Agentur (dpa) beteiligen sich zum Start der Initiative „Datenraum Medien“ die wichtigsten Akteure der deutschen Medienlandschaft. Die Startankündigung wirft einige Fragen auf. […]
Was das genau bedeutet wird aus der Startankündigung nicht deutlich, vermutlich ist das Potential der Möglichkeiten selbst den Initiatoren nicht ganz klar. Die Initiatoren sprechen von einer Reihe möglicher Anwendungsfälle, die dazu dienen sollen, den Wert eines solchen Joint Venture zu bewerten. Doch sind diese Beispielanwendungen selbst schwammig formuliert. […]
Harmonisierung von Nutzungsdaten – Hier wird es knifflig. Die Nutzungsdaten haben sowohl für die Verbesserung der User Experience Potenzial aber auch für das Targeting in der Werbung. Letzteres ist zustimmungspflichtig und bislang haben nicht viele Kooperationsmodelle in diesem Bereich gefruchtet. Zudem gibt es ja bereits mit der European NetID eine Lösung für Single Sign On. Und RTL und ProSieben kooperieren im Bereich Programmatic Advertising ja bereits auf unterschiedlichen Ebenen. Die Startankündigung der Initiative wird nicht deutlich, was mit „Harmonisierung“ gemeint ist.
Personalisierung von Inhalten – Es gilt das Gleiche. Auch hier haben die Nutzer ein Recht zu erfahren, wer mit wem Daten austauscht, zumal ein Gutteil der Nutzung von Mediatheken anonym erfolgt. Wer beispielsweise in der ARD-Mediathek Dokus über Krebstherapien anschaut, möchte sicher nicht, dass dieser Datenpunkt in einem Targeting-Cluster landet.
Gemeinsames Finetuning von KI-Sprachmodellen – Kann man machen, muss man aber nicht. Die Optimierung der eigenen KI-Modelle ist ein Asset und hängt auch mit den spezifischen eigenen Inhalten, der Zielgruppenverteilung, der Art der Berichterstattung, der individuellen Customer Journey und vielen weiteren Faktoren ab. Hilft der von KI-errechnete Durchschnitt da weiter?
Frank Puscher, meedia.de, 14.10.2025 (online)