Die Historiker Volker Barth und Michael Homberg, die in Köln und Berkeley arbeiten, haben über die Wahrheitsfrage in der modernen Pressegeschichte jeweils Monografien geschrieben, Tagungen veranstaltet und jetzt den Aufsatz „Fake News. Geschichte und Theorie falscher Nachrichten“ veröffentlicht (Geschichte und Gesellschaft, 44. Jahrgang, Heft 4). Allzu viel Theorie enthält der Beitrag zwar nicht, dafür aber eine gut geordnete Übersicht der gezielten Unwahrheiten in der Massenpresse seit etwa 1830.
Obwohl Donald Trump den Begriff der „Fake News“ den „klassischen“ Medien entgegen- und damit auch auf seine eigene politische Kommunikation zurückwirft, muss man, so warnt der Aufsatz, zwischen Propaganda (vom Typ: Alle Einwanderer aus Südamerika sind Drogendealer) und Falschnachrichten unterscheiden. Im 19. Jahrhundert wuchs die Presse massiv und suchte ihre Bestimmung zwischen Information und Unterhaltung. Fakes, also aufwendige Zeitungsenten, wurden damals eingesetzt, um die Konkurrenz auszustechen oder um ein Experiment mit dem Vertrauen des Publikums anzustellen. … Der berühmteste Fall des 19. Jahrhunderts ist der „Moon Hoax“, in dem ein Reporter der New York Sun 1835 von Leben auf dem Mond berichtete – eine Idee, die er wiederum dem Schauerdichter Edgar Allan Poe geklaut hatte.
Johan Schloeman, sueddeutsche.de, 11.02.2019 (online)
Kommentar verfassen