Grundsätzlich gesehen ist im gesamten politischen Mainstream-Diskurs des Landes der Wurm drin, nicht nur im Fernsehen. Das Problem ist dabei ebenso menschlich und verständlich wie auf die Dauer hirnzersetzend: Selbst von den guten Argumenten des Gegners nimmt man sich bloß die schwächsten Varianten vor. Schnitzt sich die andere Seite so zurecht, dass nicht nur die eigenen Punkte möglichst hell strahlen, sondern die anderen vollkommen absurd erscheinen. Als seien da drüben die letzten Deppen am Werk. Ein nicht geringer Teil des Ansehens- und Autoritätsverlusts der gesellschaftlichen Eliten dürfte mit dieser kollektiven Selbstdemontage zu tun haben, einer Art toxischem Kollateralschaden der Mediendemokratie, an dem alle mitgearbeitet, den aber hinterher niemand gewollt hat.
Jens-Christian Rabe, sueddeutsche.de, 01.04.2022 (online)