Der erste Konstruktionsfehler der Talks ist, dass sie den AfD-Tatortreiniger nur unter Beigabe hoher Dosen politischer Gegner oder wenigstens im Duell mit einem Rhetorikmastino einladen. Das soll Ärger in den Gremien vermeiden und „den Radikalen kein Forum bieten“ – sondern schenkt ihm die Allein-gegen-alle-Rolle, die seine Fans so lieben. Der zweite Fehler: Man wünschte sich doch auch gern mal einen Talk mit Herrn Lindner oder Frau Baerbock unter der öffentlichen Maßgabe, sie „zu konfrontieren, zu entzaubern“. Doch mal sollen die ModeratorInnen keinesfalls und mal ganz dringend Aktivisten sein. Der spießige Malermeister Pinsel aus Weißwasser, ein Kriegsdienstverweigerer aus der Jungen Union, ist für die AfD so typisch wie sagen wir mal eine lesbische Steuervermeiderin aus der Schweiz. Da wäre viel zu fragen, wenn der Talk nicht im Wesentlichen eine Ausrede für sein Stattfinden produzieren soll.
Friedrich Küppersbusch, taz.de, 29.04.2024 (online)