Aber Hollywoodfilme langweilen mich zu Tode, ich kann sie nicht zu Ende schauen. Wenn ich dagegen eine Kinoszene sehe, deren Schöpfer tiefe Fragen unseres Menschseins mit mir teilen will, und dann auch noch mit einem ungewöhnlichen Bewusstsein für die filmische Form – dann gibt es kleine Lichtblitze in meinem Hirn. […] Juryentscheidungen, das habe ich mir damals klargemacht, sind immer Konsens-Entscheidungen. Und die Filme, die ich produziere, sind nie Konsensfilme. […]
Und es ist für einen Produzenten absolut entscheidend, dass er solche Investitionen, die erst einmal Verluste sind, machen kann, wenn er wirklich an einen Künstler glaubt. Die meisten europäischen Arthouse-Produzenten sind unterkapitalisiert und dazu nicht in der Lage. Also dürfen sie die Kosten auf keinen Fall überziehen, ganz egal, ob das Ergebnis stimmt. […]
Wenn ich als Produzent einsteige, kann ich heute mein eigenes Geld mitbringen. Ich investiere, bis ein Film in meinen Augen so perfekt wie möglich ist. Und ich kann dies im Zweifelsfall ohne Förderungen machen. […]
Als Filmverkäufer weiß ich, wie man auch für scheinbar schwierige Stoffe noch ein Publikum finden kann – das macht mich zu einem besseren Produzenten. Umgekehrt kann ich die Filme, die ich von der ersten Idee an als Produzent begleite, mitgestalten.
Philippe Bober, sueddeutsche.de, 15.2.2023 (online)