Auch wenn man es vielleicht nicht hören will, weil man ja immer gerne denkt, dass man es gerade sehr schwer hat, würde ich sagen: Das Leben für kritische Journalisten war in den 60-er und 70-er-Jahren wesentlich ungemütlicher. Damals sind Kollegen reihenweise rausgeflogen, weil Parteien, Kirchen oder sonstige Institutionen das so wollten. …. Damals musste man sich permanent verteidigen, damit man das berichten konnte, was man recherchiert, geschrieben oder gedreht hatte. Zum Journalistenberuf gehörte zu dieser Zeit eine Menge Risikobereitschaft. Nicht nur bei den Autoren, sondern bis hoch zu den Intendanten. Trotzdem ist es heute auf andere Art ein Stück schwieriger – weil es zunehmend schwerer wird, etwas zu bewahren. Aktuell geht es tatsächlich darum, den kritischen Journalismus, die Unabhängigkeit und Freiheiten, die wir Journalisten haben, zu bewahren. ….
Anja Reschke, rnd.de, 04.06.2021 (online)