Immer mehr US-Unternehmen lassen sich von Spezialisten berechnen, wie viel ihnen ein Konsument bis zum Tod einbringen wird. Wer viel wert ist, wird beim Einkauf hofiert – der Rest ignoriert.
Manche Experten befürchten, dass Kunden womöglich schon deshalb mit einem niedrigeren Lebenszeitwert abgestempelt werden, weil sie die falsche Hautfarbe haben, in einem weniger guten Stadtteil leben, als arm oder zu alt gelten. Sogar Fader räumt ein, dass diese Gefahr besteht. Die CLV-Befürworter verweisen aber zugleich darauf, dass Vorurteile, Fehleinschätzungen und Diskriminierung keine Erfindungen des Internetzeitalters sind, sondern dass sie schon immer trauriger Bestandteil des Geschäftslebens waren.
Als vor etwa zwei Jahrzehnten das Zeitalter des Online-Shoppings begann, da konnte man für einen kurzen Moment auf den Gedanken kommen, dass in diesem vermeintlich anonymen Universum erstmals alle Konsumenten tatsächlich gleich sein würden. Keine Prognose der Welt hätte unzutreffender sein können.
Claus Hulverscheidt: Die Vermessung des Kunden, Süddeutsche Zeitung, 24.12.2018 (online)