Wenn die nachrichtliche Lage schon für gestandene Journalistinnen und Journalisten zunehmend schwer einzuordnen ist – wie soll es dann erst dem Publikum gehen, das sich nach Übersichtlichkeit sehnt, aber vom Sender seines Vertrauens einen ganzen Strauß unterschiedlicher Spezials entgegen gehalten kriegt?
Begrüßenswert wäre auch, wenn Formate, mit denen Programmanbieter das Weltgeschehen seriös begleiten wollen, diesbezüglich eine gewisse Verlässlichkeit mit sich brächten. …. Als sich die Nachrichtenlage Ende März selbst wochenends kaum beruhigen wollte, lief die „Tagesschau“ um viertel nach acht an drei Sonntagen nacheinander statt der gewohnten 15 einfach 30 Minuten durch – so lange wie es der Redaktion offensichtlich nötig schien. Plötzlich war nicht nur ausreichend Platz für wichtige Nachrichten aus dem Inland. Sondern auch für Berichte von Korrespondentinnen und Korrespondenten darüber, wie fatal sich die weltweiten Ausgangsbeschränkungen auf Wanderarbeitende in Indien auswirkten; und was Singapur aus vorherigen Infektionswellen gelernt hat, um die Corona-Verbreitung einzudämmen. Das vermittelte im gewohnten Format einen ziemlich umfassenden Eindruck von dem, was gerade in der Welt los war. Ganz ohne Extra und Spezial.
Peer Schader, dwdl.de, 16.08.2020 (online)