Gleich drei Landeskorrespondenten werden in Rheinland-Pfalz Sprecher von Ministerien. … Aus Sicht des Journalismus sind die Wechsel fatal. Kolleginnen und Kollegen in Mainz sprechen von „einer Katastrophe“, von „einem Exodus“. … Von diesen vier Regionalzeitungen verlieren drei ihre Korrespondenten. Das ist das eine. Das andere: Es ist nicht die erste Wechselserie. Der Vorgänger von Gerecke bei der Allgemeinen Zeitung leitet heute die Unternehmenskommunikation der rheinland-pfälzischen CDU. Der Vorgänger von Zillmann bei der Rhein-Zeitung ist heute stellvertretender Regierungssprecher. Die Sprecherin der Landesregierung war Redakteurin beim SWR. ….
Es sind Geschichten einer Entfremdung. Es geht darin viel um fehlende Wertschätzung und fehlende Sicherheit und darum, dass das wichtiger sei als Gehalt. Und wenn es um Gehalt geht, dann nicht um die Zahl auf der Abrechnung – sondern darum, dass die Zahl nicht mehr im Verhältnis stehe zu der Arbeit. Wer in einem Ministerium anfängt, kann zwar auch nicht mit einem geregelten Feierabend rechnen, dafür liegt aber schon das Einstiegsgehalt oft deutlich über dem, was man als Journalist mit Berufserfahrung verdient. ….
Wie hatte einer der Männer gesagt, die nun für ein Ministerium arbeiten wird? „Es ist ein Problem, wenn ich in der Redaktion sage, dass ich wechsle, und meine Kolleginnen und Kollegen klopfen mir auf die Schulter und sagen, Mensch, Glückwunsch, wenn ich ein Angebot hätte, wäre ich auch weg.“
Gianna Niewel, sueddeutsche.de, 07.09.2021 (online)