Die radikal war eine Form der Vermittlung dessen, was die linksradikale Bewegung zu bieten hat und eine Antwort darauf, was eine Organisierung von unten ist – nicht im Sinn eines Publikationsorgans für die Guerilla, die RAF oder die Revolutionären Zellen; vielmehr ging es darum, kleinen Aktionen, die auch militant sein können, Raum zu geben und darüber Diskussionen zu führen. Zu Zeiten, als die radikal unter dem Ladentisch verkauft wurde, hatte sie eine Auflage von 5.000 Stück – und das ist für eine selbstorganisierte Zeitschrift, die immer wieder indiziert worden ist, relativ hoch. Alles weitere ist ein Wechselspiel: Wenn du ein Publikationsorgan hast, das die Leute lesen, bist du natürlich für viele erreichbar. Heutzutage wäre das anders, vieles liefe über digitale Medien – und da musst du sichtbar bleiben. Für die radikal war es aber wichtig, nicht immer sichtbar zu sein. Perspektivisch ging es nicht um den Kommunismus oder um irgendeine Revolution, sondern darum, dass wir etwas praktisch werden lassen können.
Frans Scholten, jungewelt.de, 24.11.2023 (online)