Denkt man die Logik der Selbstoptimierung zu Ende, bedeutet zu leben immer häufiger nur, sich den wechselnden Wettbewerbsbedingungen wie eine Maschine kompromisslos anzupassen. Dabei sind die Prinzipien, nach denen viele Menschen ihr Leben ausrichten, oft ähnlich: ein Job mit hohem Ansehen und gutem Gehalt, ein attraktiver Partner, ein gesunder und leistungsfähiger Körper, ein langes Leben. So gesehen zerstört Selbstoptimierung die Vielfalt von Menschen und Lebensformen und erzeugt das genaue Gegenteil einer sozial inklusiven Gesellschaft. Der mögliche Endpunkt kollektiver Selbstoptimierung sind kopierte Existenzen.
Stefan Selke, Süddeutsche Zeitung, 30.06.2017 (online)