Die Sender passten sich zwangsläufig an, verlagerten Budgets in günstiger zu produzierende Genres oder zeigten neue Serien linear ebenfalls am Stück. Mittelfristig würden einzig Live-Sport und große Shows als Kernkompetenzen verbleiben, waren sich große Teile der Branche damals einig.
Aber schon seit einer Weile hat sich der Wind gedreht: Plötzlich werden die Streamer dem klassischen Fernsehen immer ähnlicher. Sie zeigen auch Sport und produzieren Reality Shows; Abotarife mit Werbeunterbrechung sind inzwischen die Regel; dazu werden Fast Channels mit festen Programmabläufen immer beliebter, weil sich bei denen niemand umständlich heraussuchen muss, was sie bzw. er als nächstes ansehen möchte. […]
Währenddessen rücken die Sender zwar die eigenen Streamingplattformen zunehmend in den Vordergrund. Gleichzeitig setzt sich in den Programmdirektionen allerdings die Erkenntnis durch, dass sich auch mit einem etablierten Medium ganz gut ein Buzz erarbeiten lässt, den keine noch so teure Plakatkampagne erkaufen kann: mit der Power of Live und einer Eventisierung des Linearen. […]
Beim Wettbewerber ProSieben hat man derweil verstanden, dass Fernsehen gar nicht unbedingt Live sein muss, um besondere Qualitäten zu entfalten – sondern im Zweifel bloß so auszusehen braucht.
Peer Schrader, dwdl.de, 21.04.2024 (online)